Das Gute-Gewissen-Fleisch

Am Freitag startete die Aktion „Das Gute-Gewissen-Fleisch“ bei REWE am Gertrudisplatz in Eller. Fleisch und Wurst aus drei Aktivställen werden unter dem Label „glücksatt“ verarbeitet und in der Frischetheke und dem Selbstbedienungsbereich angeboten.

Dass die Idee zu dieser Aktion von uns kam ist natürlich ungewöhnlich. Schließlich sind wir als Tierschützer selbst Veganer und würden am liebsten Fleischverzehr und jegliche Nutztierhaltung abschaffen. Leider ist das aber völlig unrealistisch. Wir haben ein veganes Kochbuch herausgebracht, veröffentlichen vegane Rezepte in unserem Tierschutzmagazin, bieten auf unseren Tierheimfesten ausschließlich vegane Gerichte an, und wir forcieren die Herstellung veganer Produkte bei den entsprechenden Herstellern. Auch REWE am Gertrudisplatz hat bereits ein großes veganes und vegetarisches Produktsortiment, das weiter ausgebaut wird. Dennoch bleibt es Fakt, dass die meisten Menschen Fleisch und Wurst essen und das auch weiterhin tun werden. Vielleicht wird es irgendwann einmal mehr Veganer als Fleischesser geben, vielleicht wird industriell hergestelltes Fleisch irgendwann einmal die Nutztierhaltung überflüssig machen – wer weiß?

Jetzt und hier können wir aber am meisten für die Tiere tun, wenn wir dafür sorgen, dass sie ein schönes Leben hatten. Kurz aber glücklich, statt genauso kurz aber unglücklich.

Das Fleisch aus den Aktivställen ist teurer, aber David Hegemann, der Inhaber von REWE am Gertrudisplatz, verzichtet auf seine übliche Gewinnspanne damit es bezahlbar bleibt und die Käufer nicht aus Kostengründen doch nur zum Billigfleisch greifen. Sein Ziel ist es, nach und nach das Gute-Gewissen-Fleisch zu etablieren, damit Billigfleisch ganz aus seinem Angebot verschwinden kann und nur noch Ware von Schweinen, Rindern und Geflügel angeboten wird, die ein gutes tiergerechtes Leben hatten.

Zum Start der Aktion war unsere 2.Vorsitzende Winnie Bürger ein paar Stunden vor Ort und hat mit den Käufern an der Fleischtheke gesprochen. Manche gaben offen zu, dass sie sich für Tierwohl nicht interessieren. Manche leben in so schwierigen finanziellen Verhältnissen, dass sie sich tatsächlich nur das Billigste vom Billigen leisten können. Andere waren sehr interessiert, nahmen die Flyer und Info-Broschüren mit und wollen das Gute-Gewissen-Fleisch und die angebotenen Wurstwaren einmal ausprobieren. Und einige Menschen waren sofort total begeistert, dass es jetzt in ihrem Stadtteil so ein Angebot gibt. Diese Menschen kaufen generell bewusst ein, z.B. auch Eier aus Bruderhahn- und Freilandhaltung, und sind gerne bereit ein wenig mehr zu bezahlen, damit es den Tieren zeitlebens gut geht.

Wenn wir damit erreichen, dass in jedem Supermarkt den wir für die Aktion noch gewinnen werden nur 200 Schweine pro Jahr aus Aktivställen statt aus schlechter Haltung kommen, ist das zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein (bei 26 Millionen jährlich geschlachteter Schweine) aber für 1000 oder mehr Tiere macht es einen gigantischen Unterschied: den zwischen einem leidvollen und einem glücklichen Leben. Und dafür werden wir weiter tun, was wir können. Auch im Hinblick darauf, dass wir Landwirte für den Umbau ihrer Ställe hin zu Aktivställen begeistern, damit das unsägliche Leben der Schweine in der konventionellen Haltung schnellstmöglich ein Ende hat.